Eine neon-pinke Drachenfrucht deren grüngelbe Blätter wie Flammen von der Leinwand lodern
eine knall-orange Kakipflaume hinter der sich die Welt der Göttinnen verbirgt ein
lasziv-geöffneter Granatapfel aus dem seine leuchtend-roten Samen quellen. Mit ihrer aktuellen
Bilderserie hat Gabriele Schöne einen großformatigen Paradiesgarten angelegt. Die ältesten
Kulturpflanzen der Welt hängen hier pflückreif an den Ästen. Verführung heißt das
Granatapfel-Bild: denn es war der Granatapfel - und nicht wie oft falsch überliefert der
Apfel - den Eva im Garten Eden gepflückt vernascht und damit die Geschichte in Gang gesetzt
hat. [...] Gegensatzpaare sind zentrales Thema im künstlerischen Werk von Gabriele Schöne. Ihre
frühesten Arbeiten - in den späten 1980er Jahren entstanden und vorwiegend in Schwarz-Weiß
ausgeführt - experimentieren mit den Buchstaben X und Y und loten die Positionen von Mann und
Frau in der Gesellschaft und zueinander aus. Mittlerweile hat das Weibliche im Werk von
Gabriele Schöne die Oberhand gewonnen. Frauengeschichten inspirieren ihre Sujets Frauenfiguren
dominieren ihre Bilder. Die Kaki die Kornelkirsche die Avocado - in den farbgewaltigen
Darstellungen erinnern einzelne Elemente an naturwissenschaftliche Abbildungen aus dem 18.
Jahrhundert andere Szenen scheinen von technicolorem Science-Fiction inspiriert: eine
weiß-leuchtende Frau steigt wie eine Rakete in die Unendlichkeit des Universums auf eine
Avocado begleitet ihren Flug. [...] [...] Gabriele Schöne ist eine erfolgreiche Bilderjägerin.
Sie findet ihre Früchte in der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte und lässt sie auf der
Leinwand zu einem farbenprächtigen Paradiesgarten heranwachsen. Ihre Bilder erzählen von
selbstbewußten Frauen und lassen - wie schon Eva im Garten Eden - in eifriger Erwartung auf
eine neue Zukunft blicken. (Aus Dominique Cromes' Textbeitrag Einblick in Evas Garten)