Martin Staufner sitzt in seinem Atelier und liest das Buch Über Fotografie von Susan Sontag.
Darin zitiert sie Berenice Abbott: ... wird das Heute zum Gestern. Er erinnert sich an ein
altes Fotoalbum das lange unbeachtet in einer Schachtel liegt mit Bildern deren Geschichten
längst vergessen sind. So beginnt er mit den einzelnen Fotos eine Bildgeschichte zu erfinden.
Es sind Fotos aus dem Arbeitermilieu der 1920er Jahre bis Anfang der 1960er Jahre. Fotos wie es
sie zu Tausenden gibt. Sie zeigen den Mittelpunkt eines Lebens ohne die große Weltpolitik. In
die Geschichte der alten Fotos mischt sich der Schaffensprozess des Künstlers. Die
bildnerischen und philosophischen Fragen und Zweifel im einsamen Arbeitsalltag des Künstlers im
Atelier ergeben in tagebuchartigen Notizen und Zeichnungen einen zweiten autofiktionalen
Erzählstrang. Im raum-zeitlichen Gesamtkunstwerk des Malerbuches ist dadurch der
Leser-Betrachter (lecteur spectateur) nicht passiver Rezipient sondern aktiver in seinen
imaginativen und assoziativen Fähigkeiten geforderter Mit-Schöpfer. (M. Müller: Das
Französische Malerbuch im 20. Jahrhundert München 2007)