Suzanne Lacys partizipative Arbeiten zeigen die transformative Kraft der Kunst und ihr
Potenzial gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Als eine der führenden Stimmen der
feministischen Kunstbewegung der 1970er-Jahre entwickelte Lacy das Konzept der Social Practice
- ein neues Modell das Kunst und soziales Handeln miteinander verband. Bereits in den frühen
1970er-Jahren setzte sie sich in ihrer künstlerischen Arbeit auf bemerkenswert frühe Weise mit
sexualisierter Gewalt auseinander. 1972 organisierte sie gemeinsam mit Judy Chicago Sandra
Orgel und Aviva Rahmani die Performance Ablutions die das Thema Vergewaltigung aus der
Perspektive von Frauen* thematisierte. Besonders hervorzuheben ist Three Weeks in May eine
dreiwöchige Performance über gemeldete Vergewaltigungen in Los Angeles. Mit diesen frühen
Arbeiten waren Lacy und ihre Mitstreiterinnen sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich
Pionierinnen indem sie geschlechtsspezifische Gewalt aus dezidiert weiblicher Perspektive zu
einem öffentlichen Thema machten. In ihren Werken erhielten die Opfer eine Stimme und die
patriarchalen Ursachen dieser Gewalt wurden benannt. Diese Publikation erscheint anlässlich
der Ausstellung im Museum Tinguely die die globale Relevanz und Aktualität des Themas in den
Fokus rückt. Lacy zeigt darin eine Videoinstallation die auf ihrer partizipativen und
dialogischen Performance aus dem Jahr 2015 basiert. Die Künstlerin war eingeladen worden eine
Performance zu entwickeln mit der die im Rahmen der Kampagne Cartas de Mujeres (2011-12)
gesammelten Briefe öffentlich sichtbar und gewürdigt werden konnten - ein Projekt im Kampf
gegen Gewalt an Frauen. Die Performance ein fünfaktiges Ereignis mit rund vierhundert männlich
identifizierten Teilnehmenden fand am 25. November 2015 in Quito statt dem Internationalen
Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Die Publikation enthält einen wissenschaftlichen
Artikel sowie ein Interview der Kuratorin Sandra Beate Reimann mit der Künstlerin.