Lena Christ (1881-1920) ist heute als bedeutende deutsche und bairische Autorin anerkannt.
Beeindruckend ist unter anderem die Verarbeitung ihrer eigenen Beobachtungen und Erlebnisse in
ihren Büchern die einen tiefen Einblick in das ärmliche Leben der Arbeiterklasse der
Dienstboten und der Landbevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts geben. Aus dem Buch: Die
Geschichte hebt an um die Zeit da unser lieber Herr bereits seine Himmelfahrt getan den
Heiligen Geist gesendet und das Heu auf den Wiesen gut und dürr genug gemacht hat zum
Heimführen. Um diese Zeit haben die Weibsleute draußen auf dem Lande gemeiniglich ihre großen
Wasch- und Putztage denn nach altem Brauch und Herkommen räumt man noch vor Beginn der großen
Ernte mit dem ganzen rußigen Nachlaß des Winters gründlich auf. Da weißelt und tüncht man
Stuben und Kammern Kuchel und Speis Hausflöz und Stall verschönt den ganzen Bauernhof und
putzt ihn säuberlich heraus auf daß der Segen Gottes um so lieber Einkehr darin halten möcht.
Und die Vürhänge und Polsterziechen das Linnen und Bettzeug wird gewaschen und gebleicht
damit es wieder frisch und sauber ist und seine Schuldigkeit tut so lange bis die Bäuerin das
Kirchweihmehl in die Truhe siebt und das Schmalz ausgängt und siedet für Krapfen und Küchl...