Die bislang nur in Ansätzen ausgedeuteten spätromanischen Wandmalereien im Dachraum der
Liebfrauenkirche und in der Johanneskapelle im Brixner Dombezirk erweisen sich als singuläre
Träger verschlüsselt gebotener ikonischer Systeme. Die auftraggebenden Bischöfe Konrad von
Rodank und Berthold von Neuffen hinterließen damit im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts
theologisch versierte elitäre Programme die allein unterstützt durch Schriftzitate rezipiert
und verstan¬den werden konnten. Damit engt sich der intendierte Rezipientenkreis auf das engere
geistliche Umfeld des Bischofs ein. Dieser Band nimmt in erster Linie die inhaltliche Seite der
Malereien in den Blick untersucht aber auch Formgeschichte und Stil. Ein weiterer Schwerpunkt
liegt auf dem denkmalpfle¬gerischen Umgang mit den Bildmonumenten die um 1900 erfolgte
Polychromierung der Wandmalereien in der Johanneskapelle durch den Historienmaler Theophil
Melicher wurde bereits damals breit diskutiert und einer kommissionellen Begutachtung
unterworfen. Insgesamt sind die Programme als komplexe singuläre Botschaften zu lesen die es
so im europäischen Kontext kein zweites Mal gibt. Insofern berührt der neue Zugang in
Ausdeutung und vollständiger Bildwiedergabe Qualitäten mittelalterlicher Monumentalmalerei die
sich bruchlos an elitäre geistliche Strömungen anbinden lassen.