Schon die großen Opernkomponisten der Vergangenheit verdankten ihre Erfolge dem Ansporn großer
Interpretinnen – und was für Mozart Verdi oder Strauss galt gilt auch für den amerikanischen
Komponisten Jake Heggie. Mit Dead Man Walking und Great Scott hat er der Mezzosopranistin Joyce
DiDonato zwei Erfolgsopern auf den Leib geschrieben. Kurz vor Heiligabend 2017 erlebte das
Publikum in der Londoner Wigmore Hall mit dem Liederzyklus Camille Claudel: Into the Fire ein
weiteres Kapitel dieses Erfolgsgespanns. Der Londoner Abend mit Joyce DiDonato und dem Brentano
Quartet erscheint nun als Live-Mitschnitt. Camille Claudel war die legendäre Schülerin
Geliebte und Kollegin des Bildhauers Auguste Rodin. Eingebettet in ein zeitlich und biografisch
passendes vom Streichquartett begleitetes Liedprogramm aus Werken von Claude Debussy (der
Claudel persönlich kannte) und Richard Strauss steht Heggies Komposition als dramaturgischer
Mittel- und Höhepunkt. Seine acht Lieder beschreiben die innere Zerrissenheit von Camille
Claudel die nach der Zeit mit Rodin die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens in
psychiatrischen Anstalten verbrachte in einer Art Rückblick. Die zugrundeliegende Lyrik von
Gene Scheer inspiriert von Briefstellen und Tagebucheintragungen setzt mit der Einweisung ein
und öffnet dann Bilder in die Vergangenheit hinein in das Leben einer Künstlerin im Kampf um
Selbstbehauptung verstrickt in einer selbstzerstörerischen Beziehung. Jake zeigt sich hier
wieder einmal als großer Geschichtenerzähler sagt Joyce DiDonato. Der Liederzyklus gibt
Camille Claudel eine Stimme es ist eines der bewegendsten Projekte bei dem ich jemals
mitgewirkt habe. Das Album atmet in jeder Sekunde Live-Atmosphäre – und bietet mit einem
Streichquartettsatz des jung verstorbenen Belgiers Guillaume Lekeu und dem abschließenden
Silent Night weitere Überraschungen.