Ein sehr persönliches Doppelalbum getragen vom Wunsch nach Begegnung und Miteinander. Das
Programm umfasst selten gespielte Bach- und Brahms-Bearbeitungen von Ferruccio Busoni und Max
Reger sowie Palais de Mari das letzte Klavierstück von Morton Feldman. Igor Levits
Doppelalbum Encounter sucht nach Klängen die innere Stärke geben und seelischen Halt. Die auf
eindringlichen Vokalkompositionen basierenden Werke von Bach bis Max Reger artikulieren den
Wunsch nach Begegnung und menschlichem Miteinander in einer Zeit in der Vereinzelung das Gebot
der Stunde ist. Entstanden ist ein sehr persönliches Recital. Einmal mehr überschreitet der
33-Jährige die Grenzen des reinen Klavierrepertoires: In den als komplette Zyklen selten zu
hörenden Busoni-Transkriptionen der Choralvorspiele Bachs und des späten Brahms übernimmt Levit
die Rolle eines weite Kirchenräume füllenden Organisten. Der Überwindung quälender Todesfurcht
gibt er in Johannes Brahms Vier ernsten Gesängen instrumentale Beredsamkeit. Das sanfte
Schimmern ganz weniger Noten wiederum macht Morton Feldmans extrem leises Klavierstück Palais
de Mari (1986) zum Inbegriff eines sinnlich-übersinnlichen Möglichkeitsraumes. Levits
Repertoirezusammenstellung rechtfertigt den Titel des Albums. Die Werke machen aus vielen zur
Distanz voneinander gezwungene Individuen eine Erfahrungsgemeinschaft. Sie stellen den Kontakt
her zu religiöser und innerweltlicher Spiritualität. Darüber hinaus lassen die inneren
Verbindungen zwischen den Komponisten und ihrer jeweiligen Ästhetik Encounter zu einer Reise
werden die auch auf scheinbar vertrautem Terrain erstaunliche Entdeckungen bereithält. "Die
heimische Isolation in den Wochen seit Mitte März 2020 war auch für mich oft schwer. Als
Künstler jedoch habe ich mich noch nie in meinem Leben so ungebunden so durchlässig gefühlt
wie an jenen Tagen an denen ich oft erst eine halbe Stunde vor dem Live-Stream entschieden
habe was ich in meinen Hauskonzerten spielen würde berichtet Igor Levit. Der Wegfall aller
Routinen des Konzertbetriebs hatte offenbar auch seine positiven Seiten: Musik machen zu können
ohne jeden Zwang und spontan Werke zu wählen in denen all die Fragen nach Liebe und Tod
Einsamkeit und der Möglichkeit echter Nächstenliebe verhandelt werden das hat meinem
Klavierspiel eine Gelöstheit gegeben die ich in dieser Form bislang noch nicht kannte."