Um George Gershwins Oper Porgy and Bess ist viel gestritten worden. Gershwin komponierte das
Werk das in den schwarzen Slums von Charleston spielt und die Welt der Schwarzen Amerikas
schildert Mitte der 30er-Jahre zu einer Zeit als in den USA eine starke
Rassendiskriminierung herrschte. Zudem musste der Komponist seinerzeit gegen etliche Vorurteile
ankämpfen: Von einer Oper erwartete man etwas Schweres -- von Gershwin aber kannte man nur
Leichtes. Erst 1942 konnte Porgy and Bess in New York einen sensationellen Erfolg feiern: Die
bezaubernde Mischung aus Show-Schlagern spritzig-sarkastischen Songs die raffinierte
Orchesterpalette und das zu Tränen rührende Pathos begeisterte und überraschte die Kritiker.
Ein unvergängliches Stück Musiktheater war da aufgeführt worden der italienische Jazzchronist
Arrigo Polillo nannte es sogar die schönste Huldigung eines weißen Musikers an die Kultur der
amerikanischen Neger. Eine fantastische Inszenierung von Porgy and Bess unter der musikalischen
Leitung von Simon Rattle sorgte beim Glyndebourne Festival 1986 87 für Furore. Die vielfach
ausgezeichnete Produktion wurde nun für diese DVD adaptiert dazu nahm man die Shepperton
Studios zu Hilfe die über bessere Beleuchtungsmöglichkeiten verfügen. Sämtliche
Kameraeinstellungen wie sie sich in der Filmtechnik durchgesetzt haben und die man auf der
Opernbühne so nicht zur Verfügung hat -- also Detail- Groß- Nah- oder Total-Aufnahmen --
konnten hier eingesetzt werden. Auch die Interpreten sind schauspielerisch und optisch den
Anforderungen vollends gewachsen nur wenige wurden durch professionelle Schauspieler ersetzt.
Die psychologische Durchdringung der Figuren wird somit um ein Vielfaches intensiviert
wenngleich ich einschränkend dazu meine dass man dem Naturalismus der Handlung erst in einer
verfilmten Version wirklich gerecht werden kann. Nichtsdestotrotz: Die glänzende Leistung der
Sänger macht vieles wett. Unvergesslich anrührend die Szene in der Clara (Harolyn Blackwell)
die Frau des Fischers Jake ihr Kind mit dem Wiegenlied Summertime in den Schlaf wiegt. Ideal
besetzt sind auch der warme und dunkeltönige Bariton Willard White als Porgy und die emphatisch
leidenschaftliche Cynthia Haymon als Bess. Das brillant geführte Orchester tut sein Übriges
Rattle reizt alle Möglichkeiten der ungemein farbigen Instrumentation aus und sorgt für große
atmosphärische Dichte