Das kommunistische Polen 1984. Die fünfzehnjährige Marta wird aus ihrem gewohnten Leben
gerissen als sie mit ihrer Mutter und dem Bruder nach Westdeutschland flieht. Mutter stammt
doch aus Lemberg Ukraine und ihre Vergangenheit hat irgendwie mit den Nazis zu tun denkt sie.
Warum also flieht die Familie ausgerechnet nach Deutschland? Marta fühlt dass ein dunkles
Lebensgeheimnis über ihrer Mutter schwebt. Was 1984 beginnt endet nach einigen Stolpersteinen
und Zwischenstationen unter anderem im Berlin der ersten Stunde nach der Deutschen
Wiedervereinigung in der Schweiz. Marta beginnt hier ein neues Leben als Psychiaterin. Doch als
ihre verschlossene Mutter stirbt muss sie sich mit der Vergangenheit ihrer Familie
auseinandersetzen. Denn es kommt eine große Lüge von historischer Tragweite ans Tageslicht. Für
Marta fügen sich endlich Erinnerungen und merkwürdige Begebenheiten zu einem logischen Ganzen.
Die Autorin legt mit diesem Buch einen mitreißenden Entwicklungsroman vor: Sie verwebt
Tatsachen Wirren und Träume miteinander und macht ein Stück europäischer Zeitgeschichte für
den Leser persönlich erfahrbar. Hinreissendes aktuelles Buch als Neuerscheinung wurde es VIER
Mal auf Schweizer Bestsellerliste geführt! LESEPROBE:: "Übermorgen fahren wir nach Deutschland'
sagt Mutter. 'Für immer.' 'Nach Deutschland...? Für immer?' Hinter meiner Brust spüre ich einen
dicken Knoten. Mein Zwillingsbruder Tomek führt seinen linken Mittel- und Ringfinger zur
Schläfe lässt die Hand dann in den Schoß fallen und öffnet weit den Mund. 'Es ist illegal'
betont Mutter. 'Und Joka?' kommt es wie ein Krächzen aus meiner Kehle. Ich kauere mich nieder
zu meiner Hündin und drücke sie fest an mich. 'Kein Wort zu niemandem! Sonst lande ich im
Gefängnis und du Marta darfst nicht ins Lyzeum und wirst nie Medizin studieren' bekräftigt
Mutter und blickt auf den abgewetzten Spannteppich. 'Am Montag geht ihr zur Schule und ich zur
Arbeit. Wie üblich.' 'Aber ...' In meinem Kopf rasen so viele Gedanken dass ich mich unmöglich
auf einen einzelnen konzentrieren kann. Joka löst sich aus der offensichtlich zu starken
Umarmung und legt sich unter den Tisch.Mutters himmelblaue Augen durchdringen mich förmlich. Es
fühlt sich unangenehm und ungewohnt an weil sie mich normalerweise nicht direkt anschaut. 'Ihr
teilt euch ein Gepäckstück' sagt sie holt aus dem Hausflur ein Monster von einem Koffer und
stellt ihn mitten ins Wohnzimmer. 'Dieses hier.' Ein Wunder dass er nicht schon geklaut wurde
in unserem anonymen Hochhaus. Eignen sich unsere Pfadfinderrucksäcke nicht dafür frage ich
mich. 'Ich gehe Gassi mit Joka' sagt Mutter ruft die Hündin und lässt die Wohnungstür hinter
sich zuknallen. Eisige Stille umhüllte das Sofa auf dem wir saßen. Tomek stützte seine
Ellbogen auf die Knie und kaute an seiner Faust herum. Mir wurde plötzlich kalt und mein
Unterhemd begann auf dem Rücken zu kleben. Ich fühlte mich hilflos wie ein Kind obwohl ich
fast stolze fünfzehn Jahre alt war. War das Ganze ein makabrer Scherz? Was wenn ich nicht
mitwollte? Was sollte aus Joka werden? 'Wusstest du davon?' fragte Tomek. 'Nein.'
antwortete ich bissig. 'Sind da Kommunisten im Spiel?' 'Hast du in der Schule was
Gefährliches gesagt?' fuhr ich auf. 'Was denkst du von mir?' Er konnte mich nicht ganz
überzeugen zumal er gleich wortlos in der Küche verschwand in deren Nische sein Bett stand.
Ich betrachtete unser Regal: entlang der ganzen Wand stehend und voller Bücher. Die machten
mich immer stolz und jetzt trösteten sie mich. Ich würde mitnehmen was ich besaß: den Rock
Hose Unterhose zwei Paar Socken die ..."