Mè mou haptou - Noli me tangere - Rühr mich nicht an: Berühre mich nicht. In der Szene aus dem
Johannesevangelium ist dies der Satz den der auferstandene Christus an Maria Magdalena richtet
um gleich darauf wieder zu verschwinden. In dieser Dramaturgie des Augenblicks zwischen Tod und
Wiederauferstehung Präsenz und Absenz Glaube und Unglaube erkennt Jean-Luc Nancy ein
Schlüsselmoment der biblischen Erzählung aber auch des Berührens schlechthin. Entlang der
bildlichen Darstellungen der Szene von Rembrandt Dürer Tizian und Pontormo analysiert Nancy
das Spiel der Hände die Arabesken der Finger und die damit verbundenen Paradoxien des
Bedeutens und des Sinns und reflektiert zugleich über das Wesen des Bildes selbst denn auch
das Gemälde verlangt Distanz untersagt jedes Berühren. Der titelgebende Essay ist ein weiterer
Beitrag zu Nancys großem Projekt einer »Dekonstruktion des Christentums« und kann als eine
Fortschreibung der in »Corpus« begonnenen Bewegung eines »Entschreibens des Körpers« gelesen
werden.