In seinem Roman 1948 in New York entstanden und ein Jahr später beim Exilverlag Querido in
Amsterdam erschienen setzt Kesten sich intensiv mit religiösem Fanatismus auseinander. Nizza
nach Ende des Krieges: Walter Schott und seine Frau haben wie durch ein Wunder die KZ-Haft
überlebt und sind heimgekehrt an den Ort wo sie vor der Deportation ihre Tochter Luise
zurücklassen mussten. Sie finden ihr Kind unverhofft wieder - französische Nachbarn hatten das
Mädchen in einem Kloster in Avignon versteckt. Luise von Nonnen fromm erzogen und inzwischen
17 Jahre alt bekennt sich allerdings inbrünstig zum katholischen Glauben. Die Eltern die
durch ihre wundersame Rettung zu strenggläubigen Juden geworden sind versuchen Luise zur
ererbten Religion zurück zu führen. Die Tochter widersetzt sich jedoch der Autorität des Vaters
der zu immer drakonischeren Zwangsmaßnahmen greift. Auch der junge Sohn des Rabbi der Luise
auf den rechten Pfad zurückbringen soll vermag nichts auszurichten. Vielmehr verliebt er sich
in das schöne Mädchen und vergisst darüber seinen Bekehrungsauftrag. Luise hat an ihm jedoch
kein Interesse - denn auch sie ist verliebt: in einen Fotografen der sich indes zum Atheismus
bekennt. Hilfe verspricht sie sich von einem unkonventionellen Onkel der sich einem
epikuräischen Buddhismus verschrieben hat.Spannungs- und temporeich erzählt Kesten wie die
Personen in einen Circulus vitiosus der gegenseitigen Verkennung geraten. Mehr und mehr
verlieren sie sich im Labyrinth von Dogmen und abstrakten Grundsätzen. Im unbeirrten Glauben
das Gute und Richtige zu kennen werden sie blind gegenüber den Folgen ihres Handelns und
führen das Gegenteil dessen herbei was sie beabsichtigen. Kesten erzählt die Geschehnisse als
eine tragikomische Farce in der Freiheit und Toleranz einen schweren Stand haben. Wenn man die
aufgesteckten Etikettchen der religiösen Richtungen mit anderen Namen versieht erscheint der
Roman heute aktueller denn je.Dem Band ist der Entwurf eines unveröffentlichten Drehbuchs aus
dem Jahr 1950 beigegeben. Zur Verfilmung des Buches kam es damals jedoch nicht da man dem
deutschen Publikum einen Stoff in welchem - wenn auch nur am Rande - ein KZ vorkam nicht
zumuten wollte.