Carl Schmitt hat in vielen Phasen seines Lebens Tagebuchaufzeichnungen gemacht. Nachdem er ab
Februar 1915 als Kriegsfreiwilliger in München zunächst als Rekrut eine Grundausbildung erhielt
war er bald danach im Stellv. Generalkommando des I. bayerischen Armeekorps tätig. Dort leitete
er bis 1919 ein Subreferat das sich mit Genehmigung oder Verbot der Ein- und Ausfuhr von
politisch brisanten Schriften der Beobachtung der Friedensbewegung und der Verbreitung
feindlicher Propagandatexte u. a. befasste.Die jetzt zum ersten Mal veröffentlichten
Tagebucheintragungen gewähren wie die bereits publizierten aus der Zeit 1912 bis Anfang 1915
einen tiefen Einblick in seine damalige zerrissene Existenz zwischen spannungsreicher Ehe und
zunächst als Bestrafung empfundenem Militärdienst zwischen übersteigertem Selbstbewusstsein
und armseliger Wirklichkeit. Vor allem sind die bislang fast unbekannten Dokumente aus der
Militärbehörde die in einer Auswahl auf etwa 140 Seiten abgebildet werden für die
Einschätzung des jungen Carl Schmitt und sein Verhältnis etwa zum Pazifismus unverzichtbar. Sie
erlauben Einblicke in die Werkstatt seines Denkens da gerade in dieser Zeit die ersten später
so berühmt gewordenen Werke Politische Romantik und Die Diktatur vorbereitet und in ersten
Fassungen formuliert wurden. Bisher nicht bekannt sind auch die in der Rubrik Aus dem Lager
unserer Feinde in der Hamburger Woche anonym veröffentlichten Artikel die Carl Schmitt aus der
Lektüre von ausländischen Zeitungen während seiner Dienstzeit zusammenstellte.Auch dieses Buch
ist unverzichtbar für alle die Neues über die frühe Formationsphase eines der produktivsten
und einflußreichsten deutschen Gelehrten des 20. Jahrhunderts erfahren wollen.