Welche Bedingungen liegen vor wenn sprachliche Information auf der linguistischen Oberfläche
zwar unrealisiert bleibt aber trotzdem verstanden wird? Welche Informationen werden überhaupt
implizit verstanden? Welcher Art sind die Berechnungen die für Schlussfolgerungen über
implizit Gesagtes zuständig sind? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der interdisziplinären
Arbeit welche mit kognitionswissenschaftlichem Anspruch die Grenze zwischen expliziter und
impliziter Realisierung sprachlicher Information definiert. Der Autor konzentriert sich auf ein
breites Spektrum an Verbkomplexen und deren grammatische lexikalisch-semantische und
konzeptuelle Eigenschaften bei der Implizitlassung sprachlicher Information. Es wird anhand von
Antikausativa Partikelverben (unergativer) intransitivierter Verben und Middle-Konstruktionen
zunächst der Status nicht realisierter Ereignispartizipanten untersucht. Das Bild
vervollständigt eine Analyse impliziter Ereignisse welche bei psychischen Verben und bei
typenverschobenen Verbkomplexen vorliegen. Es werden neue empirische Verfahren entwickelt um
die strukturellen Eigenschaften der Ausdrücke zu erfassen wie sie sich etwa in
Modifikationsoptionen oder dem Diskursverhalten niederschlagen. Ferner werden u.a. mit
Reaktionszeitstudien psycholinguistische Daten erhoben welche Aufschluss über die Art der
kognitiven Aktivation der verschiedenen Informationstypen geben. Auf diese Weise wird als
Ausdruck einer grammatischen Kosten-Nutzen-Rechnung das Wechselspiel zwischen Inferenzaufwand
und Strukturdichte modelliert anhand dessen sich die Implizitlassung sprachlicher Information
auch aus systemischer Sicht zukünftig besser vorhersagen lässt.