Die Produktion allgemeiner alle Wissensgebiete abdeckender Enzyklopädien im 18. Jahrhundert
markiert den Beginn der modernen Wissensgesellschaft. Enzyklopädisten aller Länder bemühten
sich um die Definition des allgemein Interessanten - nicht in Theorien sondern in erfolgreich
vermarkteten enzyklopädischen Werken. Ein genauer Blick auf einschlägige Schriften der
Aufklärungsepoche wie Chambers' Cyclopaedia Diderots Encyclopédie Zedlers Universal-Lexicon
oder die Encyclopaedia Britannica zeigt den Kampf um neue Ideen eng verschränkt mit der
Bemühung um redaktionelle Exzellenz. Insbesondere die mit Abstand größte damals abgeschlossene
Enzyklopädie das Universal-Lexicon (1732-1754) erweist sich als Musterbeispiel für
vielfältige Strategien die Lesererwartungen in das enzyklopädische Schreiben einzubinden. Das
68-bändige Mammutwerk wird hier erstmals exemplarisch analysiert. Was das Universal-Lexicon
auszeichnet wird durch seine Größe verraten und gleichzeitig verdeckt: Hier werden andere
Lexika und zahlreiche andere Quellenwerke ab- und umgeschrieben. Der Text des
Universal-Lexicons ist eine Kompilation eine Montage das Ergebnis einer komplexen Redaktion.
Dabei kann man an vielen Artikeln erkennen dass für die Leser geschrieben wird. Die
medizinischen Artikel beispielsweise sind besonders praktisch ausgerichtet. Die - häufig
erstmaligen - Artikel über Länder und Städte sind deutlich von einer mitteleuropäischen
Perspektive geprägt. Erstaunlicherweise werden die Leser sogar ausdrücklich eingeladen Texte
einzusenden. Das Universal-Lexicon verdankt sich einer Gruppe anonym gebliebener Aufklärer die
sich - kaum anders als heute die Wikipedianer -für die Verbreitung des allgemeinen Wissens
einsetzten.