Frederick Cooper einer der weltweit wichtigsten Afrika- und Kolonialismushistoriker zur
Geschichte der Arbeit in Afrika reflektiert in diesem Essay Veränderungen und aktuelle
Tendenzen im Feld der afrikanischen Arbeitsgeschichte und setzt sich kritisch mit zentralen
Konzepten auseinander. Er beschreibt zunächst den Aufstieg der African Labor History in den
1960er und 70er Jahren die zu dieser Zeit sehr stark der Proletarisierungsthese folgte also
davon ausging dass in Afrika über kurz oder lang Lohnarbeit dominieren würde. Stattdessen
wurden nicht-entlohnte nicht durch Gesetze regulierte oder durch soziale Regelungen oder
Behörden geschützte Tätigkeiten zunehmend sichtbar. Die dafür bald eingeführte Kategorie des
informellen Sektors mustert Cooper ebenso kritisch wie das derzeit nicht nur im afrikabezogenen
Kontext weit verbreitete Konzept der prekären Arbeit. Den Kern des Essays bildet eine dichte
Analyse der wechselvollen Beziehungen zwischen unfreier und freier Arbeit in Afrika seit dem
18. Jahrhundert die in einem düsteren Vergleich kulminiert:Im 18. und 19. Jahrhundert wurden
Millionen von Afrikanern über den Atlantik zwangsverschifft um auf Plantagen in den Amerikas
zu schuften. Viele starben während der Überfahrt. Heute ergreifen zahlreiche Afrikaner selbst
die Initiative und überqueren auf der Suche nach Arbeit das Meer. Und viele lassen dabei ihr
Leben. Die Migranten der früheren Jahrhunderte wurden zur Mobilität gezwungen. Die
gegenwärtigen Migranten seien in gewisser Weise jedoch die Freiesten des Freien. Sie gingen
freiwillig von Afrika nach Europa unter großen Anstrengungen und mit großem Risiko. Was
frühere und heutige Wanderungen gleichwohl verbinde sei die Ungleichheit globaler ökonomischer
Beziehungen. Der Sklavenhandel und die Arbeitsmigration des einundzwanzigsten Jahrhunderts
seien beide das Resultat der intensivierten Verbindungen und zugleich wachsenden Disparitäten
zwischen verschiedenen Weltteilen.