Seit Entwicklung der mathematischen Spieltheorie des 20. Jahrhunderts scheint es ein
Gemeinplatz dass strategische Entscheidungen sich durch Spielmodelle simulieren lassen. Zu
zeigen dass aber schon viel früher ein Zusammenhang zwischen Spiel und guter Entscheidung
gesehen und auch lebensweltlich fruchtbar gemacht wurde ist das Anliegen dieser Monografie.
Sie zeichnet nach wie Spiel in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als eine Praxis der
Kontingenzbewältigung sowie als Entscheidungskunst verstanden wurde insbesondere in Bezug auf
die Handlungsfelder von Strategie Ökonomie Ethik und Metaphysik. Als Hauptquelle der
Untersuchung dient dabei das Spielebuch König Alfons' X. von Kastilien und León der Libro de
acedrex dados e tablas (1284) welcher einen einzigartigen Einblick in mittelalterliche
Spielkultur erlaubt. Durch vielfältige Kontextualisierungen mit weiteren zeitgenössischen
Quellen entfaltet sich ein kulturhistorisches Panorama durch das eine Haltung spürbar wird
die sich als Spielvertrauen bezeichnen ließe - eine Haltung die Spiel als lebenswichtige
Ressource der praktischen Vernunft zur Bestärkung und Bestätigung individueller Klugheit im
Umgang mit kontingenten Ereignissen begreift.