Der in Wien geborene Schriftsteller und Regisseur Berthold Viertel (1885-1953) hinterließ ein
umfangreiches aber fragmentarisches autobiografisches Projekt das sich durch Exil und
Remigration vielfach verändert hat.Katharina Prager setzte sich mit Viertels autobiografischer
Praxis und seinen Re- und Dekonstruktionen von kollektiver Erinnerung an ein anderes Wien um
1900 auseinander die ein Gegenbild zu den idealisierenden Darstellungen seines Freundes Stefan
Zweig entwarfen. Sie setzt seine Erinnerungen an kritische Modernität mit der Forschung zur
Wiener Moderne in Beziehung und bündelt diese zu 15 biografischen Erinnerungsorten. Berthold
Viertel wird dabei als wesentlicher Akteur und Netzwerker in der Kulturszene Wiens sichtbar und
als typischer Repräsentant einer kritischen Avantgarde deren Traditionslinien er durch sein
Schreiben bewahren wollte.