Der Römerbrief von 1919 ist Karl Barths erstes Buch. In ihm kündigt sich die theologische Wende
von der liberalen Theologie des 19. Jahrhunderts zur 'Dialektischen Theologie' der Zwanziger
Jahre an. Als Gemeindepfarrer fragt Barth nach einer sachgemäßen Grundlegung einer
verantWortlichen Verkündigung Unterweisung und Seelsorge. Als Zeitgenosse ist Barth bewegt von
der im 1. Weltkrieg offenbar gewordenen Katastrophe eines optimistischen Kulturprotestantismus
und von der Dringlichkeit des sozialen Problems. Antwort sucht Barth in einer neuen intensiven
Zuwendung zur Heiligen Schrift. Nicht zufällig ist es der Römerbrief des Paulus an dem Barth
dieses neue Hinhören auf die Bibel einübt also jene Schrift die auch für Augustinus und für
Martin Luther entscheidende Quelle für die Reformation der Kirche gewesen ist. Die Neuauflage
des seit 17 Jahren vergriffenen Buches erhellt den zweijährigen konzentrierten Arbeitsprozeß
des Autors durch einen Vergleich zwischen dem Manuskriptentwurf und der zum Teil völlig neu
geschriebenen Druckfassung. Sie gibt ferner zahlreiche Hinweise auf verborgene
zeitgeschichtliche Auseinandersetzungen.