In Liberalismus neu gefasst vertritt Anthony de Jasay die Ansicht dass der Niedergang des
Liberalismus auf die mangelnde Robustheit seiner Bauelemente und auf einen zur Veränderung
geradezu verleitenden Bauplan zurückzuführen sei. Diesen in seiner Prinzipienstrenge
nachlässigen Liberalismus bezeichnet er als losen Liberalismus. Der strikte Liberalismus beruht
auf einem stabilen Fundament von mehreren Wahlaxiomen. Den Ausgangspunkt des strikten
Liberalismus bildet die These dass unter Freiheiten etwas anderes zu verstehen sei als unter
Rechten. Die wichtigste Bedingung für eine auf Freiwilligkeit beruhende Gesellschaftsordnung
ist die Freiheitsvermutung. Ein Recht verbindet die dazugehörige Obligation untrennbar.
Konventionen und Verträge spielen im strikten Liberalismus ebenso eine gewichtige Rolle wie
öffentliche Güter die wahrscheinlich die wichtigste Triebkraft der Politik sind. Anthony de
Jasay formuliert eine stabile und zusammenhängende politische Theorie der Ordnung der
Beziehungen der Gesellschaft zum Staat. Sie ist keine Garantie für einen guten oder wenigstens
begrenzten Staat aber sie hilft die Grenzen festzulegen auf die der Liberalismus
sinnvollerweise hinarbeiten sollte. Der Guss einer solchen Theorie in die Form unzweifelhafter
Grundsätze ist ein schwieriges Unterfangen. Auch wenn der Erfolg unsicher ist scheint der
Versuch des strikten Liberalismus jedoch reizvoll genug.