Rosalía de Castros zweiter Roman Flavio (1861) entführt uns in die spanische Romantik und
stellt einen unberührten Naturmenschen vor der mit der zivilisierten Gesellschaft in Berührung
kommt. Die geheime Protagonistin des Romans ist jedoch eine junge Schriftstellerin mit
außergewöhnlicher Strahlkraft auf die Männerwelt. Flavio Leonardo de Bredivan der letzte
Spross der Familie Bredivan verlässt nach dem Tod seiner Eltern sein Schloss und seine
paradiesische Heimat um in der Welt Freiheit zu suchen. Während seiner Reise stößt Flavio auf
die ihm unbekannten Konventionen seiner Zeit und kann seine natürlichen Ideale nicht
aufrechterhalten. Ihm gegenüber tritt die Figur der Mara mit der Rosalía de Castro eine junge
Schriftstellerin entwirft die offenbar das Gegenstück zur jugendlichen Schriftstellerin selbst
ist die ihre Berufung vor der Gesellschaft verbergen muss um ihren vermeintlich guten Ruf zu
wahren. Mara kämpft gegen die besitzergreifende und launische Liebe von Flavio an um ihre
Unabhängigkeit zu bewahren und sich nicht bedingungslos dem Willen eines obsessiven Verehrers
zu unterwerfen. In einem Gasthaus trifft er Mara eine selbstbewusste Dichterin die aufgrund
der herrschenden Konventionen ihre Gefühle vor der Gesellschaft verbirgt. Flavio fühlt sich zu
ihr hingezogen und sieht in ihr eine Seelenverwandte. Misstrauen und Ängste treiben sie jedoch
immer wieder auseinander. Während Mara zwischen Flavio und seinem Rivalen Ricardo hin- und
hergerissen ist trifft Flavio schließlich auf Rosa die Tochter einer Herbergswirtin. Rosa
verliebt sich unsterblich in Flavio. Nach dem Tod von Rosas Mutter erfährt Flavio von seiner
wahren Herkunft und beschließt das Erbe seiner Eltern anzutreten um Rosa vor dem Ruin zu
bewahren. Doch die Macht der Gerüchte und Intrigen zerstört das zerbrechliche Glück. Misstrauen
Verrat und die Aufgabe von Idealen haben tragische Konsequenzen. In Rosalía de Castros zweitem
Roman konkurrieren Desillusionierung und die Aufwertung des Weiblichen in einer Zeit in der
Frauen als rechtloses Eigentum der Männer galten. Die Autorin entlarvt und zerstört den
romantischen Mythos indem sie ihren männlichen Protagonisten einerseits an den Rand des
Selbstmords treibt und andererseits die Macht des Geldes das jegliches moralisches Handeln
auslöscht drastisch vor Augen führt. Rosalía de Castros Flavio ist ein außergewöhnliches
Beispiel der Frauenliteratur das den Leser durch seine fesselnde Handlung und die
psychologischen Konflikte zwischen den Figuren in seinen Bann zieht. Rosalía de Castro
beschreibt detailliert die Entwicklung der eigentlichen Protagonistin des Romans. Diese hält
trotz aller Enttäuschungen an ihren Idealen fest und wird zur wahren Heldin dieser erzählten
Tragödie. Tauchen Sie ein in die Welt der spanischen Romantik und erleben Sie mit Flavio eine
Geschichte voller Leidenschaft Intrigen und der Suche nach der eigenen Identität.