Die Unterscheidung von Körper und Seele war wohl einer der bedeutendsten Einschnitte in der
Geschichte der Ideen. Wie sich dies in Abhängigkeit von den sozialen Strukturen entwickelte
wird hier für verschiedene Kulturen (u. a. 'primitive' Gesellschaften Alter Orient Indien
die klassische Antike Christentum) gezeigt. In vielen 'einfachen' Gesellschaften ohne
ausgeprägtes Zentrum werden dem Menschen mehrere Seelen zugeschrieben die auf verschiedene
Weise entstehen und beim Tod an verschiedene Orte gehen. In seinen Seelenreisen handelt der
Schamane z. B. für die Jagd den Seelentausch zwischen Mensch und Tier aus und holt die Seelen
der Kinder aus dem Jenseits.Die Hochkulturen schreiben dem Menschen oft nur eine Seele zu die
das ihn steuernde Zentrum bildet. Sie wird - entsprechend der Schichtung der Gesellschaft - als
hierarchisch geordnetes System begriffen - mit der Vernunft oben den Emotionen und Trieben
unten. Die Seelenreise wird vorrangig für die nachtodliche Vergeltung genutzt. Strafe und
Belohnung sind affirmativ auf die soziale Schichtung bezogen (z. B. im vedischen
Reinkarnationsglauben) oder ein Protest dagegen (im frühen Christentum). Wenn sich dies in
Weltablehnung manifestiert gerät die Seele in Gegensatz zum Körper der u. U. sogar aus der
Definition des Menschen ausgeschlossen wird. Zeugung Embryonalentwicklung und Geburt werden
nun nicht selten als schwierige ja sogar gewaltsame Zusammenfügung gegensätzlicher
Bestandteile verstanden. Unter dieser Fragestellung werden die Theorien zur Entstehung der
Seele in Schöpfung und Zeugung in ihren Widersprüchen zwischen religiösem Dogma und
philosophischer Logik dargestellt.