"SCHLÖGEL ERSPÜRT ERTASTET DIMENSIONEN DIE ANDERE HISTORIKER GAR NICHT WAHRNEHMEN." WELT AM
SONNTAG Der große Osteuropa-Historiker Karl Schlögel erzählt von der untergegangenen
sowjetischen Welt in ihrem Jahrhundert. Er ist dabei wenn die Megabauten des Kommunismus
eingeweiht und die Massengräber des stalinschen Terrors freigelegt werden. Er erkundet die
Weite des Eisenbahnlandes und die Enge der Gemeinschaftswohnung. Seine Archäologie legt
Überlebensorte im Alltag frei - die Moskauer Küche oder die Warteschlange. Die Orte des Glücks
und der kleinen Freiheit fehlen nicht. So entsteht das Panorama einer Zivilisation die mehr
war als das politische System und ohne die «die Zeit danach» in der wir heute leben nicht zu
verstehen ist. Der große Osteuropa-Historiker Karl Schlögel lädt mit seiner Archäologie des
Kommunismus zu einer Neuvermessung der sowjetischen Welt ein. Wir wussten immer schon viel
darüber wie "das System" funktioniert weit weniger über die Routinen des Lebens in
außergewöhnlichen Zeiten. Aber jedes Imperium hat seinen Sound seinen Duft seinen Rhythmus
der auch dann noch fortlebt wenn das Reich aufgehört hat zu existieren. Karl Schlögel sondiert
das Terrain die historischen Schichten in einem von Krieg Revolution und Bürgerkrieg
gezeichneten Land. Er lässt noch einmal die frühe sowjetische Moderne Revue passieren die
Schlachtfelder der Arbeit und der Verbrannten Erde. Er interessiert sich für Paraden der Macht
ebenso sehr wie für die Rituale des Alltags er erkundet die Weite des Eisenbahnlandes und die
Enge der Gemeinschaftswohnung in der Generationen von Sowjetmenschen ihr Leben zubrachten.
Seine Archäologie legt soziale Orte frei die einmal Überlebensorte im Alltag gewesen sind -
die Moskauer Küche oder die Warteschlange mit der in ihr verausgabten Lebenszeit der
Kulturpark die Datscha die Ferien an der Roten Riviera. In allem - ob im Mobiliar im Duft
des Parfums im Verstummen des Glockenklangs oder in der Stimme des Radiosprechers - hat das
"Zeitalter der Extreme" seine Spur hinterlassen.