Vorwort Vor dreißig Jahren am 2. Januar 1956 traten die ersten Soldaten der jetzigen
Bundeswehr in einem Andernacher Barackenlager ihren Dienst an. Nur kurze Zeit später am 18.
Januar 1956 verabschiedete die Volkskammer der DDR in Ostberlin das »Gesetz über die Schaffung
der Nationalen Volksarmee und des Ministeriums für Nationale Verteidigung«. Der mit diesen
beiden Daten der jüngsten deutschen Militärgeschichte nur oberflächlich berührte Prozeß der
Wiederbewaffnung oder - so in wechselseitiger polemischer Sicht von Ost und West - der
»Remilitarisierung« jener beiden deutschen Staaten die nach dem Zweiten Weltkrieg vom
Deutschen Reich Bismarckscher Prägung letztlich übrigblieben ist in beiden deutschen
Historiographien erst seit den siebziger Jahren die gebührende Aufmerksamkeit zuteil geworden.
Während sich in der Bundesrepublik Deutschland in erster Linie das Militärgeschichtliche
Forschungsamt in Freiburg im Breisgau um die grundlegende Klärung der »Anfänge westdeutscher
Sicherheitspolitik« verdient gemacht hat war es in der DDR vor allem das Militärgeschichtliche
Institut in Potsdam das bei der Aufarbeitung der jüngsten deutschen Militärgeschichte Akzente
setzte - allerdings unter marxistisch-leninistischem Vorzeichen. Die folgenden Beiträge fügen
sich in die hierzulande erfreulicherweise zunehmenden wissenschaftlichen Bemühungen um die
Aufhellung der deutschen Geschichte nach 1945 ein. Sie sollen nicht nur über die außen- und
innenpolitischen Voraussetzungen des in der sowjetischen Besatzungszone begonnenen deutschen
Wiederbewaffnungsprozesses informieren sondern können darüber hinaus auch einen speziellen
Beitrag zur Geschichte des Ost-West-Konfliktes leisten. Die Ausarbeitungen entstanden als
Referate für eine Tagung der Fachgruppe Geschichtswissenschaft der Gesellschaft für
Deutschlandforschung die vom 27. bis 29. Februar 1984 im Gesamtdeutschen Studienwerk in Vlotho
Weser abgehalten und - nicht zuletzt dank der fruchtbaren Diskussionsbeiträge der Generale
Johann Adolf Graf v. Kielmannsegg und Ulrich de Maizière - zu einer reizvollen Begegnung
zwischen Historikern und Zeitzeugen wurde.