Die Europäische Union steht vor der Aufgabe der Erweiterung Vertiefung und Demokratisierung.
Verbunden mit der Notwendigkeit sich in einem komplexer gewordenen internationalen Umfeld zu
behaupten bietet diese dreifache Herausforderung für unseren Kontinent zugleich die Chance
die gewachsene Vielfalt seiner politischen Kulturen und regionalen Identitäten zu einem
integrationspolitischen Quantensprung zu nutzen. Im modernen Europa in dem multiethnisch
-kulturell und -religiös geprägte Staaten die Normalität darstellen kann die föderale
Ordnungsform diese Einigungsaufgabe - mit dem Fernziel einer Europäischen Föderation - am
ehesten bewältigen. In ihren Beiträgen analysieren die Autoren die Möglichkeiten und Grenzen
der spezifisch europäischen überstaatlichen Ausprägung des föderalen Gestaltungsprinzips. Vor
dem Hintergrund von zwei Jahrhunderten US-amerikanischer Bundesstaats-Erfahrungen untersucht
Wolfram Hertel die Erfolgsbedingungen des Europäischen Föderalismus. Jörn Axel Kämmerer
erforscht das dynamische Mehrebenen-Gefüge geteilter Verantwortung in EU EG zumal dessen
Konfliktpotential beim Grundrechtsschutz. Integrationsbedingte Probleme besonders der
gliedstaatlichen Ebene behandelt Volker Markus Hackel. Anschließend untersuchen Wolfgang Graf
Vitzthum und Marcus Mack den dreistufigen Föderalismus des konfliktgeladenen Vielvölkerstaats
Bosnien-Herzegowina auch hinsichtlich etwaiger Hinweise auf Risiken für eine EU die dereinst
weit über Kerneuropa hinausgreifen soll. Das Spannungsverhältnis zwischen beabsichtigter
geografischer Ausdehnung einerseits und innerer Verfasstheit der EU andererseits legt den
Lösungsweg Europa der zwei Geschwindigkeiten nahe. Dass die EU als präföderaler Staatenverbund
und werdende Bürgerunion die Bindungswirkung der Kultur für die Zwecke dieser differenzierten
Integration stärker nutzen möge ist ein weiteres Petitum des Bandes.