Mit seinem Vorschlag dem Alten Testament den normativen Rang im Kanon der heiligen Schriften
zu nehmen hat der Berliner Theologe Notger Slenczka eine kontroverse Debatte entfacht. Der
Vorwurf des Antijudaismus wurde erhoben die Einheit der christlichen Bibel aus Altem und Neuem
Testament schien infrage gestellt. Die Studie von Bernard Mallmann legt die Hintergründe für
das Votum einer Dekanonisierung des Alten Testaments frei und bietet einen Überblick über die
vielstimmige Kritik die Slenczkas Vorstoß ausgelöst hat. Die antimarcionitische
Weichenstellung der frühen Kirche mit ihrem Bekenntnis zur Normativität und Kanonizität des
Alten Testaments wird sodann offenbarungstheologisch gedeutet und im Gedanken der
Sakramentalität der christlichen Bibel fortgeschrieben: Demnach ist das Gotteswort im
Menschenwort im Alten und Neuem Testament in derselben Weise vernehmbar. Das Bekenntnis zum
kanonisch-normativen Stellenwert des Alten Testaments steht gegen die Israelvergessenheit
christlicher Theologie.