Der Schwabenspiegel - eine große Unbekannte unter den deutschen Rechtsbüchern - der noch heute
in knapp 400 Handschriften überliefert ist widmet sich mit großer Detailfreude einer Vielzahl
von Rechtsproblemen deutet sie vor dem Hintergrund der spätmittelalterlichen Gesellschaft und
ist so im wahrsten Sinne des Wortes ein Spiegel seiner Zeit. Lucas Wüsthof widmet sich diesem
Klassiker der deutschen Rechtsgeschichte und untersucht seine engen Parallelen zum Augsburger
Stadtrecht von 1275 76. Der Zusammenhang von Schwaben- und Deutschenspiegel spielt dabei eine
ebenso große Rolle wie die Quellen des Schwabenspiegels die Frage nach Oralität und
Schriftlichkeit sowie nach dem Einfluss städtischer Rechtsgewohnheiten auf das Rechtsbuch. Die
Anklänge des Stadtrechts an ländliche Rechtsgewohnheiten und auch die Existenz eines
städtischen Lehenrechts zeigen dass eine deutliche Trennung im Augsburger Stadtrecht nicht
vollzogen wurde. So entstanden fall- und praxisbezogene Rechtssammlungen in denen sich
regionale und städtische Eigenheiten sowie Rechtsfiguren aus dem Reich der Mythen und Sagen
miteinander verbanden. So schwierig eine verbindliche Einordnung der beiden Rechtsquellen in
ein Rezeptionsgebilde bleibt umso leichter lässt sich feststellen dass der Schwabenspiegel zu
Unrecht in Vergessenheit geraten ist: Nach den Unsicherheiten des Interregnums diente er
zunächst als identitätsstiftendes Element im süddeutschen Rechtsraum und war später bis weit
über die süddeutschen Landesgrenzen hinaus verbreitet damit stand er ebenso wie der
Sachsenspiegel in einer europäischen Tradition.