Doris Wagner schildert erstmals ausführlich die unterschiedlichen Facetten des Phänomens
manipulativer Seelenführung im Bereich der katholischen Kirche und verdeutlicht diese durch
eine Vielzahl realer Fallbeispiele. Dabei thematisiert sie auch die tieferen Ursachen für diese
Art des Missbrauchs. Ihr aufrüttelnder Weckruf macht deutlich dass die katholische Kirche das
Phänomen nicht länger ignorieren kann. Gerade auch im Zusammenhang mit der Aufarbeitung
sexuellen Missbrauchs gilt es vielmehr den Blick hierfür zu schärfen. Das Phänomen
gefährlicher Seelenführer von Sekten oder aus evangelikalen Freikirchen ist bekannt. Dass
ähnliche Praktiken auch in der katholischen Kirche vorkommen ist entweder ein Tabu oder wird
toleriert. Dieses Buch beschäftigt sich mit diesem Phänomen in der katholischen Kirche und will
vor allem Betroffenen und Verantwortlichen helfen es zu verstehen. Was genau fügt Menschen
sogar in kirchlich anerkannten und teils angesehenen Gemeinschaften und Bewegungen solchen
schweren Schaden zu? Und warum ist das in der Kirche überhaupt möglich? Doris Wagner nimmt die
Perspektive der Betroffenen ein und versucht die spirituelle Dynamik zu begreifen die hinter
den Geschichten und dem Leid der Opfer steht. Sie bietet damit eine allgemeinverständliche
Diskussionsgrundlage für die Auseinandersetzung mit spirituellem Missbrauch in der katholischen
Kirche. Indem sie versucht möglichst anschaulich zu beschreiben was passiert wenn Menschen
in der Kirche geistlichen Missbrauch erleben und indem sie konkrete Fälle darstellt will sie
Betroffenen und kirchlichen Verantwortlichen die Problematik bewusst machen. Ihr Anliegen ist
es Erfahrungen zu schildern Probleme zu benennen Fragen zu stellen und erste Vorschläge zu
machen wie geistlicher Missbrauch in der Kirche verstanden werden kann damit das Sprechen
darüber überhaupt möglich wird. Geistlicher Missbrauch wird in diesem Debattenbuch als die
Verletzung spiritueller Autonomie gedeutet und spirituelle Autonomie als ein grundlegendes
Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen. Doris Wagner macht einen Vorschlag was man unter
Spiritualität und spiritueller Selbstbestimmung verstehen könnte - und warum diese
Selbstbestimmung so wichtig ist. Daraus wird verständlich welche verheerenden Folgen die
Beschneidung dieser Selbstbestimmung hat und welche Denkmuster und Traditionen sie in der
katholischen Kirche ermöglicht und begünstigt. Gleichzeitig erfolgt die Annäherung an die Frage
wie man geistlichem Missbrauch vorbeugen kann und wie Opfer dieses Missbrauchs wieder zu voller
spiritueller Autonomie zurückfinden können. Jochen Sautermeister Professor für Moraltheologie
und Direktor des Moraltheologischen Seminars an der Katholisch-Theologischen Fakultät der
Universität Bonn bekräftig in seinem Nachwort: Zur Förderung von spiritueller Selbstbestimmung
und zur Verhinderung von geistlichem Missbrauch bedarf es neben theologischer und spiritueller
Bildung einer Aufklärung über die Strategien und Dynamiken spirituellen Missbrauchs wie sie
von Doris Wagner sensibel und transparent beschrieben worden sind.