Diese Edition bietet den ursprünglichen Text der Freiburger Vorlesung aus dem Wintersemester
1936 37. In ihrem ersten Teil wird Nietzsches metaphysische Grundstellung erörtert. Die
Darlegung zielt auf den Zusammenhang der Lehren vom Willen zur Macht ewiger Wiederkehr und der
Umkehrung aller Werte der bisherigen Metaphysik. Eine Interpretation von Nietzsches
Willenslehre zeichnet diese in die überlieferten Bestimmungen des Seins seit Aristoteles ein.
Diese allgemeine Kennzeichnung des Willens als des Willens zur Macht dient der Vorbereitung der
zentralen Fragestellung der Vorlesung nach Nietzsches Antwort auf die Seinsfrage. Die
Aufhellung des Wesens des Seins orientiert sich gemäß dem 4. Kap. des III. Buches von
Nietzsches Wille zur Macht am Künstlersein. Die Blickbahn der Vorlesung ist: Künstlersein ist
die durchsichtigste Weise des Lebens. Leben ist die uns bekannteste Form des Seins. Das
innerste Wesen des Seins ist Wille zur Macht. Am Künstlersein wird also die durchsichtigste und
bekannteste Weise des Seins angetroffen. Insofern hat eine Besinnung auf die Kunst innerhalb
der Aufhellung des Wesens des Seins einen entscheidenden Vorrang. Im zweiten Teil wird daher
Nietzsches physiologische Ästhetik erörtert. Die Interpretation der Ästhetik des großen Stils
als der wechselbezüglichen Einheit von Rausch und Schönheit Schaffen - Empfangen und Form
schließt einen Abriß der Hauptstadien abendländischer Ästhetik ein und mündet in den
Zusammenhang von Ästhetik und Wahrheitsfrage bei Nietzsche. Eine Darstellung von Platons
Philosophie der Kunst wie er sie im Staat und im Phaidros vorlegt führt zur Begründung der
Philosophie Nietzsches als eines umgedrehten Platonismus in welchem die Scheinhaftigkeit der
überlieferten wahren Welt entlarvt wird. Der Anhang enthält bislang unveröffentlichte Texte
die den Ansatz der Vorlesung aus dem Wintersemester 1936 37 wie auch die Gesamtkonzeption und
die Bedeutung der Nietzsche-Vorlesungen innerhalb von Heideggers Gesamtwerk beleuchten.