Die heftigen Religionsstreitigkeiten welche die Epoche des Konfessionalismus (1555 63-1685)
auch über den Dreißigjährigen Krieg hinaus bestimmen werden von zahlreichen Naturkatastrophen
sowie von politischen wirtschaftlichen und soziokulturellen Krisen begleitet die alle
Konfessionen heimsuchen und deren Aggressionen und Feindbilder noch verschärfen. Vor allem die
geistliche Poesie fungiert - wie der erste Teil des Bandes zeigt - als Medium der vielen Ängste
(etwa Gottes Zorn und den Machenschaften des Teufels) aber zugleich auch als Organ zur
Überwindung der Furcht und zum Leben mit der Angst. Die humanistische Gelehrtenpoesie dient
z.T. sogar als Heil-Mittel gegen die Plagen (etwa den Hexenwahn oder die Seuchen). - Der zweite
Teil verfolgt die Funktion der lyrischen Gebrauchsformen im Prozess der Konfessionalisierung:
Wirken sie zunächst als publizistisches Instrumentarium zur polemisch-apologetischen
Durchsetzung der religiösen Bekenntnisse so entwickelt sich nach 1600 die geistliche Poesie
zum Sprachrohr von neuen und individuellen Formen der Frömmigkeit.