Mit Blick auf das 19. Jahrhundert ist ein Zurückgehen von Improvisationspraxis konstatiert
worden. Carl Czerny heute vor allem als Verfasser von Klavieretüden bekannt legte
ausgerechnet in der Zeit dieses Verschwindens von improvisatorischer Praxis aus dem
Konzertleben ein Lehrwerk mit dem Titel Systematische Anleitung zum Fantasieren auf dem
Pianoforte (1829) vor später kamen weitere improvisationspädagogische Äußerungen hinzu. Der
Frage wie er sich mit seinem Konzept von Improvisationslehre positioniert wird an der
Schnittstelle von Musikwissenschaft und Instrumentalpädagogik nachgegangen.Untersucht werden u.
a. Czernys Umgang mit zeitgenössischen Originalitätsansprüchen und die Rolle der Spieltechnik
in seiner Improvisationslehre. Zur Kontextualisierung findet eine Vielzahl weiterer Quellen aus
dem 18. und dem 19. Jahrhundert Berücksichtigung. Notierte Improvisationsmuster werden einer
improvisationsspezifischen Analyse unterzogen. In Auseinandersetzung mit Czernys methodischen
Zugängen zu Improvisation werden nicht zuletzt Potenziale auch für heutigen Unterricht
ausgelotet