Das noch zu Zeiten der Großen Koalition verabschiedete Berufsbildungsgesetz von 1969 das die
Ausbildungsverhältnisse der Lehrlinge im Betrieb regelt hat dem Status quo kaum etwas
hinzugefügt. Seitdem hat die sozialliberale Koalition die Aufwertung des Status der Lehrlinge
und ihrer Ausbildungsverhältnisse die Modernisierung der Berufsausbildung und ihre Angleichung
an die Bedingungen der Sekundarstufe II zu einem mit hoher Priorität ausgestatteten
Programmpunkt gemacht. Bislang ist es jedoch nur zu einer Reihe von Einzelmaßnahmen und vor
allem zu einer Polarisierung in diesem Politikbereich gekommen. Inzwischen wird die denkbare
Substanz einer Novellierung immer skeptischer beurteilt. - Ausgehend von einem Strukturmodell
des kapitalistischen Staates und einer Charakterisierung der spezifischen Steuerungsleistung
die ihm vom ökonomischen System abgefordert ist untersucht Claus Offe den Politikverlauf der
Berufsbildungsreform nach 1969. An einem - kaum atypischen - Fall werden allgemeine Strukturen
der Politikentwicklung aufgedeckt. Damit verfolgt der Autor die Absicht einer
theoriepolitischen Tendenz entgegenzuwirken die sich durch »Kritik der politischen Ökonomie«
eine »Kritik der Politik« glaubt ersparen zu können.