»Ediths Wohnung hat Krebs und die Metastasen treiben Plastikblumen Goldherzen Blumenkränze
in die Ecken und Augenwinkel. Bunte Karzinome wuchern von allen Seiten in Richtung Fernseher.«
Die Bewohnerin selbst ist etwas aus der Art geschlagen ständig unter Hochdruck sprengt sie am
Weihnachtsabend den Familienverband. Auch der Optiker in der titelgebenden Geschichte
unterliegt einem unkontrollierbaren Impuls und fällt bei der Wohnungssuche plötzlich aus der
Rolle die Gruppe Studienstiftler in Nachtschwimmen wird von einer Dynamik ergriffen die
beinahe tödlich endet und Jonna die junge Mutter kann den Erwartungen der Gesellschaft nicht
entsprechen: Das Baby liegt ihr in den Armen wie ein Alien. Es sind die Momente in denen etwas
entgleist und der Organismus sich gegen sich selbst wendet die Thomas Melle in seinem Debüt
untersucht. Mit dem Blick eines Morphologen folgt er den Vernetzungen und Verästelungen dieser
Welt dringt ein in ihr Gewebe entnimmt ihm Proben und spürt die Abweichungen in der
Gesamtstruktur auf: Raumforderungen mutierter Zellen. Die Sprache wird dabei kontrollierten
Wucherungen unterzogen bildet Metaphern wie Metastasen und entfaltet ihre ganze expansive
Kraft. Das Bekenntnis des Erzählers in Wuchernde Netze ist auch eines des Autors: »Ich glaube
an den Text wie andere an Hexenflüche und Zaubersprüche.«