Für die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin ist ihre Mutter Charlotte der Mittelpunkt der Familie
geliebt alles beherrschend und geradeheraus. Das Offensichtliche aber wird auch von Charlotte
totgeschwiegen: dass die Nachrichten von der Front beunruhigen und die Flüchtlingstrecks aus
dem Osten in immer kürzeren Abständen durch die Stadt ziehen. Bis zu dem Januarmorgen 1945 an
dem plötzlich vollgestopfte Bettensäcke im Flur bereitstehen vom Führerbild an der Wand nur
noch ein heller Fleck zu sehen ist und die Mutter ihren Silberfuchs mit einer endgültigen Geste
die ihre Tochter nicht mehr vergessen wird in den Schrank zurücklegt. Mitreißend anrührend
und mit liebevoller Ironie erzählt Christa Wolf von den inneren Verflechtungen einer Familie
von einer Fünfzehnjährigen die erwachsen wird vom Trauma der Flucht. 1971 entstanden ist
diese Erzählung der Auftakt zum späteren weit ausholenden Kindheitsmuster dem
autobiographischen Meisterwerk das bis heute ein Weltecho hat.