Durch die vorliegenden Supplementbände II und III wird erfüllt was zum Zeitpunkt des
Erscheinens der ersten Bände von Walter Benjamins Gesammelten Schriften nur eine Hoffnung war:
daß es möglich sein werden dieser Ausgabe auch die Übersetzungen anzugliedern. Benjamins
Übersetzungsarbeit insgesamt bildet einen wesentlichen Bestandteil seiner literarischen
Produktion. Im Zentrum des Benjaminschen Übersetzens stand neben Baudelaire fraglos Marcel
Proust der große Wahlverwandte dem Benjamin einen seiner inspiriertesten Essays widmete. Sein
Verhältnis zu Proust war jedoch zunächst und vor allem das des Dolmetschers. Bereits im Sommer
1925 hatte Benjamin einen Übersetzervertrag für Sodome et Gomorrhe abgeschlossen der 1926 -
nachdem die Veröffentlichung der deutschen von Rudolf Schottlaender stammenden Übersetzung des
ersten Bandes der Recherche du tempus perdu »ein großes publizistisch-kritisches Fiasko«
(Benjamin) gegeben hatte - dahin erweitert wurde daß das gesamte Werk von Benjamin und seinem
Freund Franz Hessel übersetzt werden sollte. Schon im September 1926 berichtete Benjamin die
Übersetzung von Im Schatten der jungen Mädchen sei vor einem Monat abgeschlossen worden und
diejenige der Guermantes war Anfang 1929 nach Benjamins Worten »schon seit Jahren fertig«. Es
waltete indessen ein Unstern über diesem ersten Versuch Prousts Romanwerk für die literarische
Öffentlichkeit Deutschlands zu gewinnen. Benjamins Übersetzung Sodome et Gomorrhe ist niemals
gedruckt worden das Manuskript verlorengegangen Im Schatten der jungen Mädchen erschien 1927
Guermantes - unter dem vom Verlag entstellten Titel »Die Herzogin von Guermantes« - 1930
danach war Proust in Deutschland länger als 20 Jahre nicht mehr vorhanden. Die erhaltenen
Proust-Übersetzungen von Benjamin und Hessel die durch die vorliegenden Supplemente zu
Benjamins Gesammelten Schriften wieder zugänglich gemacht werden stellen nach dem Urteil
Theodor W. Adorno »zwei der vollkommensten Übersetzungen der deutschen Sprache« dar.