Der Imperativ der Würde steht heute im Zentrum zahlreicher sozialer Bewegungen und
gesellschaftlicher Debatten über Diskriminierung Arbeit oder sogar Tierhaltung. Gleichzeitig
haben sich jedoch Verletzungen der Würde und Erfahrungen der Würdelosigkeit vervielfacht: in
Krankenhäusern und Pflegeheimen zum Beispiel oder in Flüchtlingsunterkünften und Gefängnissen.
Das Versprechen der Würde das die Moderne stolz verkündete scheint wiederholt verraten worden
zu sein wie die französische Philosophin und Psychoanalytikerin Cynthia Fleury in ihrem neuen
Buch zeigt. Sie plädiert für eine psychoanalytische Klinik der Würde um eine
philosophische Diagnose stellen und therapeutische Lösungen finden zu können. Unter Berufung
auf die Schriften von James Baldwin auf Theorien der Sorge und postkoloniale Ansätze fordert
sie dazu auf sich nicht mit Untätigkeit abzufinden und das Konzept der Würde von seinen
Rändern her neu zu denken. Im Zusammenspiel von Psychoanalyse Literatur und Sozialwissenschaft
gewinnt die Forderung nach Würde so ihre ganze Radikalität zurück.