Die islamische Geistesgeschichte verlief entlang der Bruchlinie zwischen Offenbarung und
Vernunft. In der Ethik drehte sich der Diskurs um die Frage ob der Mensch kraft seiner
Vernunft fähig ist in seinen Handlungen zwischen Gut und Böse zu unterscheiden oder ob er
dazu auf die Offenbarung angewiesen ist. In der klassischen Zeit des Islam überschritt die
philosophische Schule der Mütazila jene Linie zugunsten der Vernunft. Einem ihrer Vertreter
dem mütazilitischen Theologen ¿Abd al-Gabbar (gest. 1025 n. Chr.) widmet sich diese Studie.
Der Gelehrte stellte sich auf einen naturrechtlichen Standpunkt um nachzuweisen dass
Handlungsnormen objektiv und unabhängig vom Willen Gottes begründet werden können. Es ist das
Verdienst der Autorin Einblick in eine rationale Denkbewegung zu geben deren Dynamik bis
heute nachwirkt und die den Ausblick erlaubt dass der Islam aus seiner eigenen Tradition
heraus aufklärerisches Gedankengut hervorbringen kann. Samaneh Khalili studierte Philosophie
und Theologie in Teheran Iran. Nach dem Masterabschluss wechselte sie mit ihrem
Promotionsvorhaben an die Universität Bonn. Die vorliegende Studie wurde dort als Dissertation
vorgelegt.