Du bist zurück am Ort deiner Kindheit. Dein erstes Laufen um den See wird zum Einlaufen in
frühere Gerüche in Gefühle von Geborgenheit abseits von Tempo. Du bist wieder hier stehst
auf der Brücke am Ende des Sees. Das feuchte Holz trägt seinen Geruch zu dir und mit ihm die
Bilder deines nicht mehr existierenden Familienhauses. Es riecht nach morschen Brettern der
regennassen Veranda den Badeanzügen der Großmutter dem Wetterfleck des Großvaters ... Das
Gehen zu früheren und gegenwärtigen Orten rund um das ehemalige Haus verschafft dir Zutritt zu
vergangenen Stimmen Silhouetten Berührungen - aber auch zum Verstehen. Denn du begreifst wie
nie aufgearbeitete Kriegstraumata der Familie in deinem Körper deinen Emotionen und
Denkmustern weiterwirken. Sophia Lunra Schnacks Debütroman bewegt sich in einem zeitlosen Raum
in dem die Grenzen zwischen Erinnerung und Zukunft Vergangenheit und ihrer gefürchteten
Wiederkehr durchlässig werden. Fast märchenhaft mutet die Landschaft an vor der rückblickend
Kriegs realitäten von Großvater und Urgroßvater erzählt werden. Der Übergang geschieht
unbemerkt elegant harmonisch genauso wie literarische Schranken und Genre-Grenzen sich
verschieben: Prosa verwandelt sich in leichtfüßige Strophen und Verse erzählen ihre
Geschichten. In der Auflösung erst entsteht der Zusammenhalt.