Ausgangspunkt der Studie ist die in literaturwissenschaftlichen Arbeiten mehrfach nachgewiesene
Tendenz dass die Werke zahlreicher österreichischer AutorInnen nach 1945 sowohl auf formaler
als auch inhaltlicher Ebene stark von den Erfahrungen des Katholizismus und der liturgischen
Sprache geprägt sind. Im Rahmen der Untersuchung wird am Beispiel ausgewählter (zwischen 1995
und 2010 publizierter) Texte von Barbara Frischmuth Josef Winkler und Elfriede Jelinek das
Spannungsverhältnis von katholisch geprägter Sprachkritik und den in den Werken thematisierten
interreligiösen Diskursen systematisch analysiert.Unter Berücksichtigung relevanter
Erkenntnisse poststrukturalistischer Theorien wird dabei insbesondere auf die Romane Domra. Am
Ufer des Ganges (1996) Die Schrift des Freundes (1998) Die Entschlüsselung (2001) Vergiss
Ägypten (2008) sowie die Theatertexte Babel (2004) und Abraumhalde (2008) eingegangen.
Wenngleich sich die ästhetischen Konzeptionsweisen ihrer Texte in sehr unterschiedliche
Richtungen entwickelt haben eröffnet die sowohl für Frischmuths als auch für Jelineks und
Winklers Werk bis heute charakteristische Betonung des Materialcharakters der Sprache
zahlreiche stilistische und thematische Vergleichsmöglichkeiten in Bezug auf die genannten
Werke.So werden im Rahmen der Arbeit etwa die unterschiedlichen Formen der Literarisierung
religiöser Riten unter anderem am Beispiel der in Josef Winklers Roman Domra geschilderten
hinduistischen Einäscherungsprozessionen in Varanasi und deren sprachmimetische Engführung mit
dem Katholizismus untersucht. Eine weitere zentrale Ebene der Analyse ist die Frage nach der
literarischen Verarbeitung religiöser Schriften die sowohl als Projektionsflächen
interreligiöser Diskurse vor allem aber als Inszenierung von Widersprüchen fungieren die
nicht aufgelöst sondern im Gegenteil ins Zentrum des literarischen Konzepts gerückt werden.