Endstation Sehnsucht in der dänischen Provinz Bang in Neuübersetzung Dort wo Telegrafendrähte
im Wind surren und wo es bloß Abreisende aber so gut wie nie Ankommende gibt dort liegt er:
der tote Winkel der Sehnsucht. Den Menschen die hier leben ist kein Aufbruch beschieden ihre
Wunschträume bleiben im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Herman Bang hat in diesem
Buch mit leiser Melancholie Schicksale im dänischen Nirgendwo porträtiert. Katinka fristet ein
bescheidenes Dasein. Frei von materiellen Sorgen frei auch von übertriebenen Ansprüchen wohnt
sie mit ihrem Mann einem Stationsvorsteher auf dem flachen Lande. Zuweilen sitzt sie auf der
Bank vor dem Haus und läßt ihren Blick ahnungsvoll schweifen. Das wahre Leben sie weiß es
längst es rauscht an ihr vorüber wie die Dampfeisenbahn die Tag für Tag mit Getöse den
Provinzbahnhof passiert. Und haben die Rauchwolken sich verzogen liegt der Bahnsteig wieder so
leer und verlassen da wie ehedem. Bang ein Meister des Aussparens und Verdichtens läßt den
stummen Schmerz nur da und dort aufblitzen. Katinkas Entbehrung wirkt um so eindringlicher als
der Autor auf die wortreiche Analyse ihrer Seelenlage verzichtet. So einförmig die Welt der
flüchtigen Freuden auch scheinen mag Bang verleiht ihr ein eigenes wehmütiges Flair. Sein
impressionistisches Kammerspiel zeigt wie selbst in der genügsamsten Seele ein Fünkchen
Hoffnung glüht ein heimliches Sehnen das nur darauf wartet aufflammen zu dürfen. In knappen
präzisen Einzelszenen gewinnt das Buch eine schwebende zuweilen fast leichtherzige Atmosphäre.