Die Studie spannt den Bogen von den ersten auffindbaren Spuren jüdischen Lebens in der
nordhessischen Kleinstadt Felsberg bis zum Wiederentstehen einer jüdischen Gemeinde Anfang des
21. Jahrhunderts. Sie zeigt wie die Judenemanzipation im 19. Jahrhundert zunächst zu einem
Aufblühen jüdischem Lebens dem Bau einer Synagoge der Gründung einer Schule und einer
wachsenden Gemeinde führte die 20 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachte. Das gemeinsam Wohnen
in enger Nachbarschaft die wechselseitigen gesellschaftlichen und geschäftlichen Beziehungen
zwischen jüdischen und nichtjüdischen Bürgern führten zu einer weitgehenden wenn auch nicht
immer spannungsfreien Integration. Beginnend mit der Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten im Januar 1933 setzten angetrieben durch einen fanatischen
NSDAP-Ortsgruppenleiter Diskriminierungen und Boykotte jüdischer Geschäfte sowie die
Ausgrenzung aus dem sozialen und wirtschaftlichen Leben ein die in der Aufstellung einer
Felsberger Judenordnung gipfelten. Wem sein Leben lieb war der verkaufte Haus Hof und
Inventar meist weit unter dem tatsächlichen Wert und flüchtete nach Übersee. Doch nicht allen
gelang dies rechtzeitig. Nach den schlimmen Übergriffen während des Pogroms in Felsberg
bereits am 8. November 1938 bei dem es mit Robert Weinstein den ersten Toten gab endete ihr
Lebensweg in den Konzentrations- und Vernichtungslagern des Ostens. Die vorliegende
Detailstudie reicht über das Jahr 1945 hinaus und geht exemplarisch nicht nur der Frage nach
wie die Ereignisse nach Kriegsende juristisch aufgearbeitet wurden sondern auch wie die
beraubten und aus Felsberg vertriebenen Juden für das ihnen angetane Unrecht entschädigt worden
sind. Dokumentiert wird anschließend wie an das Schicksal der Felsberger Juden erinnert wurde
wenn auch erst viele Jahrzehnte später. Nach und nach etablierte sich eine lebendige
Erinnerungskultur im Ort. Eine wieder entstehende jüdische Gemeinde bringt heute neues Leben in
die alte Felsberger Synagoge.