Seit dem Mord an George Floyd durch den Polizeieingriff in den Vereinigten Staaten im Mai 2020
und der daraus erwachsenen (Social Media-)Bewegung #blacklivesmatter hat auch die Beschäftigung
mit den verschiedenen Formen von Rassismus in Deutschland zugenommen. Konnte der Begriff vor
wenigen Jahren in wissenschaftlichen wie öffentlichen Diskursen weitgehend nur schwierig oder
selten genutzt werden hat er sich inzwischen hierzulande auch als Gegenbegriff zur globalen
Wirkmächtigkeit rechter Ideologien die besonders Identitätskategorien zur Legitimation
mörderischer Gewalt heranziehen sowie im Kontext globaler Diversifizierungsmaßnahmen im
Diskursmainstream durchgesetzt. Dieser Erfolg des Begriffs lässt auch die filmischen
Produktionen zu Themen von Menschenfeindlichkeit die auf Repräsentationskategorien basieren
in einem neuen Licht erscheinen. Filme zu Themen des Rassismus versuchen Aufklärungsarbeit im
Sinne anti-rassistischer Praxis zu leisten während beispielsweise propagandistische Videos
rechter und dschihadistischer Kreise zur (re-)produktiven Verhandlung von Rassismus beitragen.
Andererseits lassen sich Filme die scheinbar nichts mit Rassismus zu tun haben bei einem
genaueren analytischen Blick sehr wohl als Verstärkungs- Reproduktions- oder
Verschleierungsakteure von Rassismen verstehen.So sind Filme immer schon im Sinne von
(Un-)Sichtbarkeitsmaschinen dazu geeignet soziale Verhältnisse zu veräußerlichen und so
ungedachte Zusammenhänge zu denken. In dieser argumentativen Bi-Perspektivität - Sichtbarwerden
der Rassismusdiskurse und Filme als Sichtbarkeitsmedien sozialer Verhältnisse - geht der
vorliegende Sammelband Diskursformen des Rassismus seiner Filmkulturen und Möglichkeiten des
(anti-rassistischen) Widerstands besonders aber nicht nur im deutschsprachigen Kontext nach.
Daran schließen sich folgende Fragen an: Wie sieht der Zusammenhang von (fiktionalen) Filmen
und Formen des Rassismus in Film-kulturen aus? Wie gehen fiktionale Formate mit Antisemitismus
Rechtsradikalismus antimuslimischem Rassismus Antiziganismus und whiteness um? Und wie
versuchen aktuelle (auch experimentelle) filmische Formate Rassismus entgegenzutreten?Im
Zentrum des Sammelbandes stehen die Filme und ihre Geschichten selbst. Ziel ist es das
Erkenntnispotential von Filmen in der Auseinandersetzung mit Rassismus zu befragen: Was genau
am Rassismus machen die Filme sichtbar? Wie lassen sich mögliche historische Entwicklungen
narrativer audiovisueller Diskursformen (für den deutschsprachigen Kontext) darstellen? Wie
verändern sich in diesen Entwicklungen die Auseinandersetzungen mit jenen rassistischen Formen?
Und grundsätzlich: Wie stehen Film und Rassismus zueinander?Die Beiträge des Sammelbands
explorieren so diverse Erscheinungsformen des Rassistischen:Umweltrassismus Antisemitismus
Rassismus gegen Schwarze Menschen Anti-Zig*anismus anti-muslimischer Rassismus Rassismus und
Gender rechtsextremer Rassismus in Deutschland und filmische Erinnerungskultur
Afropolitanismus und Rassismus Rassismus ohne Rassen* Rassismus gegen Migrant:innen.Beiträge
von Ömer Alkin Julia Bee Julia Dittmann Irina Gradinari Hilde Hoffmann Kien Nghi Ha
Hauke Lehmann Radmila Mladenova Tobias Nagl Burrhus Njanjo und Alena Strohmaier