Musiktherapie als künstlerisch-wissenschaftliche Disziplin bewegt sich in unterschiedlichsten
theoretischen Systemen. Seit ihren Anfängen sind im deutschsprachigen Raum über die Jahrzehnte
Traditionen mit einem heute enormen fachlich theoretischen und praktischen Erfahrungswissen und
empirisch wissenschaftlichen Kenntnisstand entwickelt worden. Diese Wurzeln liegen vielfach in
humanistisch-geisteswissenschaftlichen Konzepten und psychotherapeutischen Ansätzen. Mehr denn
je gewinnen derzeit zudem Einflüsse und Konzepte aus dem anglo-amerikanischen Raum an
Bedeutung. Dennoch erscheinen die in Verbindung mit psychotherapeutischen Konzepten
entstandenen Schulen weiterhin als die im deutschsprachigen Raum zentraleren Zugänge. Dieses
Buch verweist auf die Breite dieses Wissens fasst zentrale inhaltliche und methodische
Kernaussagen auf und kann damit auch wesentlich zur weiteren Grundlagenforschung und Lehre
beitragen.Musiktherapie ist wie jede wissenschaftlich fundierte Methode in einem stetigen
Übergang und Entwicklungsprozess. Theorien werden erweitert und neuen Erkenntnissen angepasst
neue Theorien müssen sich in ihrer Wirksamkeit beweisen. Empirische Belege und Studien zeigen
dass Musiktherapie sich auch im Rahmen des wissenschaftlichen Diskurses etabliert hat.Die
Grazer Musiktherapie (GRAMUTH) hat seit ihrer Gründung 2010 ebenfalls eine enorme Entwicklung
vollzogen und wurde 2022 von einem interuniversitären Universitätslehrgang in ein reguläres
Bachelor- und Masterstudium überführt.Seit Beginn wurde gleichzeitig mit Ausnahme des ersten
Corona-Jahres jährlich mit dem Grazer Musiktherapietag eine mittlerweile international
anerkannte Fachtagung durchgeführt. Diese wurde zu ihrem um ein Jahr verschobenen 10-jährigen
Jubiläum inhaltlich und im Umfang erweitert und hat die Kunst des Alten und die Kraft des Neuen
in der Musiktherapie mit dem auch im Zuge der Corona-Epidemie zum Weitergehen motivierenden
Aufruf Auf jetzt! zumThema gemacht.Es wurden mit der tiefenpsychologisch-psychoanalytischen
der integrativen der anthroposophischen und der morphologischen Musiktherapie vier
Traditionslinien der Musiktherapie aufgegriffen und mit Vorträgen und Workshops in ihrer
Entwicklung und dem heutigen Kenntnisstand von namhaften VertreterInnen dargestellt.
Darüberhinaus wurden neue Entwicklungen wie zum Beispiel die funktionelle Musiktherapie mit
Methoden der Neurologischen Musiktherapie durch junge AbsolventInnen österreichischer
Ausbildungen sowie eine aktuelle Forschungsarbeit zur Rezeptiven Musiktherapie mit depressiven
PatientInnen und weitere Beiträge vorgestellt. Diese fundierten Beiträge der Musiktherapie in
der Beschreibung ihrer Kunstfertigkeit ihres Hintergrundwissens dem aktuellen Kenntnisstand
der jeweiligen Schulen und in ihrer Methodik werden in diesem Buch nochmals zusammengefasst.