Thuringia cantat! Dies geflügelte Wort prägt bis heute die Vorstellung von Thüringen als einem
besonders musikliebenden und musikbegabten Landstrich. Der vorliegende Band geht dieser Fama
auf den Grund und lenkt dabei den Blick weg von den bekannten Leuchttürmen und gefeierten
Heroen der Musikgeschichte auf die Ausführenden - die Adjuvanten. Adjuvanten sangeskundige und
instrumental gebildete Laien waren über 400 Jahre hinweg die zentralen Träger der
kirchenmusikalischen Entwicklung in den thüringischen Gebieten. Als Helfer der Kantoren
gestalteten sie die musikalische Ausgestaltung von Gottesdiensten und Kasualien. Als
privilegierte Musikgruppierungen verdienten sie sich ihr Zubrot bei öffentlichen Tänzen und
Feiern. Vielerorts erreichten sie dabei auch auf dem Lande ein erstaunlich hohes Niveau das
der Musikkultur in den thüringischen Residenzen und Höfen in nichts nachstand. Sie musizierten
Werke von di Lasso Gabrieli bis Haydn und Mozart. Anhand umfassender Archivrecherchen wird die
Entwicklungsgeschichte dieser erstaunlichen musikalischen Breitenkultur von ihren Anfängen im
Zeitalter der Reformation bis hin zu ihren Nachwirkungen im 20. Jahrhundert beleuchtet.