Gesundheitspolitik in der Demokratie: Das Bundesministerium für Gesundheitswesen in den 1960er
und 1970er Jahren.Im Herbst 1961 - zwölf Jahre nach Entstehung der Bundesrepublik - wurde das
Bundesministerium für Gesundheitswesen (BMGes) gegründet. Lutz Kreller und Franziska Kuschel
untersuchen erstmals auf breiter Quellenbasis die Geschichte dieses »verspäteten«
bundesdeutschen Gesundheitsressorts von den Anfängen bis Mitte der 1970er Jahre.Sie analysieren
die Biografien leitender Beamtinnen und Beamten des BMGes und deren im Kaiserreich in der
Weimarer Republik und während des »Dritten Reiches« geprägtes Selbstverständnis. Zudem zeigen
Kreller und Kuschel den maßgeblichen Einfluss des BMGes bei der Gestaltung zentraler
gesundheitspolitischer Themen der 1960er und 1970er Jahre auf: etwa der Reform des ärztlichen
Standes- und Zulassungswesens des Gesetzes zur freiwilligen eugenisch indizierten
Sterilisation der Krebsbekämpfung der Nikotinprävention und dem Verbraucherschutz.Welche
Rolle spielte dabei die Hypothek der Medizinverbrechen des Nationalsozialismus? Welche Faktoren
bestimmten die Neuausrichtung der Bonner Gesundheitspolitik? Wie gestaltete sich der
Entwicklungsprozess einer Gesundheitspolitik unter den Bedingungen der
liberal-parlamentarischen Demokratie?