Marcel Beyer geht der Frage nach wie sich Schriftsteller:innen heute zur medialen Verarbeitung
des Krieges verhalten können.Der Angriffskrieg auf die Ukraine als Zeitwende - nicht nur des
Politischen sondern auch des Erzählens? In seinen Vorlesungen zur Wuppertaler Poetikdozentur
für faktuales Erzählen reflektiert Marcel Beyer die Bedeutung der Medien für die Konstitution
von »Wirklichkeit« in Zeiten des Krieges: Wann berichte ich nur über das was ich auf Bildern
sehe wann berichte ich und füge unbewusst meine Imaginationen hinzu? Wann berichte ich nicht
mehr nur sondern erfinde? Kann ich von dem berichten was ich gesehen habe ohne zu
imaginieren? Was meint »Erfindung« was »Bericht« und welche Rolle kommt dem Schriftsteller
dabei zu? Ausgehend von der persönlichen Auseinandersetzung mit der medialen Berichterstattung
aus der Ukraine im Frühjahr und Sommer 2022 eröffnet Beyer so Einsichten in die Funktionen des
Erzählens zwischen Fakten und Fiktionen.Der Band wird abgerundet durch die erste
deutschsprachige Übersetzung eines zentralen Bezugstextes für Beyer Viktor Schklowskis
Beschreibung der Belagerung von Petersburg während des russischen Bürgerkriegs im Winter 1919
20 sowie ein Interview mit Marcel Beyer in dem er auf die Besonderheiten seiner Schreibpraxis
eingeht.