Emotionen sind ständige Begleiter unseres Lebens denen wir bewusst oder unbewusst gewahr
werden. Sie dienen der Kommunikation und der sozialen Interaktion und helfen uns das eigene
Verhalten schnell und flexibel an Situationen anzupassen. Ein Beispiel: Ein Freund von Ihnen
rennt mit einem wütenden Gesicht auf Sie zu. Sie sehen seinen Gesichtsausdruck und
interpretieren ihn als Ärger oder Wut. Ihr Verhalten in dieser Situation wird sich sehr
wahrscheinlich von dem unterscheiden welches Sie zeigen würden wenn Ihr Freund mit einem
lachenden Gesicht auf Sie zukommt. Eine adäquate Reaktion in einer sozialen Situation setzt die
korrekte Interpretation des emotionalen Ausdrucks voraus. Emotionen dienen aber nicht nur der
Kommunikation sondern sie können auch Einfluss auf die Gedächtnisleistungen eines Individuums
nehmen. Als eine zentrale Struktur für die Emotionsverarbeitung und für emotionale
Gedächtnisprozesse wird die Amygdala angesehen. Diese spielt insbesondere in
Gefahrensituationen eine außerordentliche Rolle: Sie wird als das Zentrum angesehen das eine
Information als Gefahr interpretiert und entsprechende Handlungsanweisungen an andere
Abteilungen im Gehirn sendet wodurch die Überlebenschancen eines Individuums in einer
tatsächlichen Gefahrensituation enorm gesteigert werden. Dies setzt aber voraus dass ein
Stimulus der auf eine Gefahr hindeutet sehr schnell verarbeitet wird. In der vorliegenden
Arbeit wird an Jugendlichen in der späten Adoleszenz überprüft ob Stimuli die auf eine Gefahr
hindeuten tatsächlich schneller verarbeitet werden als Stimuli die auf keine Gefahr schließen
lassen. Als Stimuli werden dabei negative ärgerliche und positive freudige Gesichtsausdrücke
eingesetzt die es zu erkennen gilt. Die Verarbeitungszeit selbst wird in Form von
Reaktionszeiten festgehalten und überprüft. Im Theorieteil dieser Arbeit betrachte ich folglich
zuerst allgemeine Emotionstheorien um dann meinen Schwerpunkt auf neuere
neurowissenschaftliche Emotionstheorien zu legen wie sie beispielsweise von Joseph LeDoux und
Arne Öhman vorgelegt wurden. Ferner bespreche ich den Aufbau und die Funktionsweise der
Amygdala da dieser beim Erkennen von negativen emotionalen Stimuli eine besondere Rolle
beigemessen wird. Da das Erkennen einer Gefahr ein Wissen und auch ein Erinnern voraussetzt
gehe ich in dem sich anschließenden Kapitel auf das Gedächtnis ein und stelle verschiedene
Annahmen zum Aufbau und der Funktionsweise des Gedächtnisses vor. Da im empirischen Teil die
Reaktionszeiten von Jugendlichen auf emotionale Stimuli gemessen und ausgewertet werden ist es
dringend erforderlich emotionalen Gesichtsausdrücken auch im theoretischen Teil ein eigenes
Kapitel zu widmen. Dort soll geklärt werden ob verschiedene emotionale Gesichtsausdrücke von
verschiedenen Personen immer in der gleichen Art erkannt und interpretiert werden und wie
dieses Erkennen erfolgt. Der Schwerpunkt des empirischen Teils liegt auf dem Vergleich der
Reaktionszeiten von Jugendlichen in der späten Adoleszenz beim Erkennen positiver bzw.
negativer emotionaler Gesichtsausdrücke. Die dabei entstandenen Ergebnisse werden abschließend
zusammengefasst und diskutiert.