Auf welche Weise ist Kolonialität an der Herausbildung von Geschlecht beteiligt? Diese Frage
erörtert Patricia Purtschert am Beispiel der Schweiz im 20. Jahrhundert. Dabei wird der Blick
auf zwei Figuren gerichtet die zentral sind für die Herstellung der Schweizer Nation: die
Hausfrau und der Bergsteiger. Die Studie zeichnet nach wie die bürgerliche Hausfrau die als
Norm für die Schweizerin fungiert in ständiger Abgrenzung von rassifizierten Anderen als weiße
Vorsteherin einer zivilisierten und konsumorientierten Häuslichkeit entworfen wird. Im
Unterschied dazu entsteht das Ideal des weißen Bergsteigers das als Vorbild für den männlichen
Schweizer Bürger dient im kolonialen Wettstreit um die höchsten Gipfel der Welt. Koloniales
Weiß-Machen erweist sich in dieser postkolonialen Analyse als grundlegendes Element einer
zutiefst vergeschlechtlichten Nation.