In welchem Verhältnis stehen (Archiv-)Bilder zur Geschichte und unserer Erinnerung? Wie können
fotografische und filmische Bilder als Quellen etwas über ein vergangenes Ereignis aussagen?
Und welche Wirkung geht von Bildern aus wie nehmen diese selbst Einfluss auf unsere
Wahrnehmung und unser Denken? Seraina Winzeler geht diesen Fragen anhand von Filmen nach die
sich im Bereich des Essay- und Experimentalfilms verorten und die Bedeutung von und unser
Verhältnis zu Bildern untersuchen. Die materielle Aneignung von Found Footage oder Bildern aus
dem Archiv in Aufschub von Harun Farocki Passagen von Lisl Ponger und The Film of Her von Bill
Morrison zielt nicht einfach auf eine Wiedergabe des Abgebildeten. Vielmehr stellen die Filme
grundlegende Fragen nach Möglichkeiten der medialen Repräsentation und setzen sich auf
selbstreflexive Weise mit der Medialität und Wirkungsweise von Filmbildern auseinander. Das
verwendete Material und die Bearbeitungsstrategien der drei Regisseurinnen und Regisseure
fallen unterschiedlich aus. Ihnen ist jedoch gemeinsam dass sie mit einer konzentrierten
Beobachtung des Bestehenden - der überlieferten Bilder - auch das sichtbar machen was diese
auf den ersten Blick verbergen. Die Bild-Bild- und Bild-Ton-Montage arbeitet
Entstehungskontexte Aufzeichnungskonventionen Rezeptionsgeschichte und Wiederverwendungen
heraus die sich in die Bilder eingeschrieben haben. Die Autorin macht mit einer präzisen
Analyse der Filme und den Begriffen der Spur und des Ereignisses die die spezifische
Erscheinungs- und Wirkungsweisen von Bildern und deren vielschichtige Realitätsbezüge
beschreiben deutlich dass sich Bilder erst in ihrer Entstehungs- und Gebrauchsgeschichte
erschließen. Die Studie situiert sich in jüngeren bild- und medientheoretischen Diskursen. Im
Kontext einer stark von visuellen Medien geprägten Gegenwart und einem anwachsenden Interesse
an Bildern als historischen Quellen leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Reflexion medialer
Repräsentation und unseres Umgangs damit.