Das Verhältnis von Kritischer Theorie und Systemtheorie neu zu bestimmen wird für die Soziale
Arbeit essentiell. Hinsichtlich dieses Verhältnisses stellen sich auf allgemeiner Ebene einige
grundsätzliche Fragen aus deren Beantwortung Positionen begründet werden: Welcher Begriff von
Kritik besteht in beiden Denktraditionen und inwieweit lassen sich diese Begriffe miteinander
vereinbaren? Welche theoretische Produktivität wird Kritik - unter der Maßgabe dieser Begriffe
- in systemtheoretischer und kritisch-dialektischer Reflexion zugetraut? Widersetzt sich die
Systemtheorie der Möglichkeit zur Gesellschaftskritik ist sie durch solche zu ergänzen oder
enthält sie gar selbst schon Ansatzpunkte zu dieser Kritik? Sind Anliegen und Positionen der
Kritischen Theorie in das Modell der Theorie sozialer Systeme widerspruchsfrei zu integrieren?
Ist eine normative Reinterpretation der Systemtheorie Luhmanns denkbar? Und umgekehrt:
Inwieweit kann die Kritische Theorie das Modell der Systemtheorie oder zumindest
systemtheoretische Versatzstücke nutzbringend und widerspruchsfrei integrieren? Kann sie ihre
kritische Ausgangsorientierung in ihrer Verbindung zur Systemtheorie in ihrer bisherigen Form
belassen oder löst dieser Integrationsversuch einen evolutionären Impuls zur Weiterentwicklung
der Kritischen Theorie aus? Die Beiträge in diesem Buch versuchen zum einen das Verhältnis von
Systemtheorie und Kritischer Theorie im Allgemeinen wie im Besonderen hinsichtlich der Sozialen
Arbeit zu reflektieren bzw. neu zu bestimmen zum anderen das Potenzial der Systemtheorie als
Ansatz und Mittel einer selbstkritischen Sozialen Arbeit auszuloten und schließlich ein
Verständnis von systemischer Praxis als kritischer Praxis zu erarbeiten. Dabei nehmen einige
Beiträge Bezug auf die aktuelle Diskussion um eine Kritische Systemtheorie und versuchen deren
Ertrag für die Soziale Arbeit zu beschreiben. Das Buch richtet sich an alle die nach
theoretisch fundierten Bezügen zwischen systemischen und kritischen Ansätzen in der Sozialen
Arbeit suchen.