»Ich komme immer mehr zu der Überzeugung daß es angenehmer ist am Kaminfeuer zu reisen als
in der Wirklichkeit. Man erlebt weniger Enttäuschungen und man kann sich seine Gesellschaft
aussuchen.« Die Südsee - eine weit entfernte meist idealisierte Weltregion wie die
Reiseberichte von Bougainville Forster und Stevenson zeigen. Auch Robert James Fletcher ist
auf der Suche nach dem Paradies der unberührten Südsee wie es Robert Louis Stevenson in seinen
Büchern geschildert hat. Schon die Reise in das vermeintliche Paradies entpuppt sich als der
Vorhof zur Hölle: Fletcher bewundert die Schönheit der Albatrosse und ist über das Abschlachten
derselben zum Herstellen von Pastete entsetzt. Die Versicherung Albatrospastete sei eine
Köstlichkeit die das Töten der schönen und stolzen Vögel rechtfertigt läßt ihn hoffen... um
enttäuscht festzustellen dass die Pastete an geschmacklicher Abscheulichkeit kaum zu
überbieten ist... Im Jahr 1912 trifft er auf den Neuen Hebriden ein einer Inselgruppe östlich
von Australien und findet ein Leben das weit davon entfernt ist paradiesisch genannt zu
werden: eine Gesellschaft die vom Kolonialismus durchsetzt ist und von Händlern Siedlern und
Missionaren ruiniert wird. Daneben Mücken Malaria Fieberschübe und oft auch nur der örtlich
angebaute Tabak. Das Thema der Desillusionierung der Bitternis der Einsamkeit die nicht
zuletzt der Grund für sein häufiges Briefeschreiben ist durchziehen Fletchers Briefe: »Ich
habe eine Kuh und ein kleines Fohlen mit denen ich spreche. Das Fohlen stößt mich vor die
Brust wenn ich ihm erzähle daß ich sehr unglücklich bin. Irgendwie hilft mir das ein
bißchen.« Zu denken dass Fletcher aus diesen Gründen weniger überzeugt von der Überlegenheit
seiner Rasse und insbesondere der Engländer ist wäre falsch. Aber er hält sich als Reisender
nicht als Geschäftemacher und Ausbeuter dort auf was sich in seinen Beschreibungen des
alltäglichen Lebens niederschlägt: seine Erzählungen leben von der Schärfe Authentizität und
Schonungslosigkeit mit der er sowohl das Leben der Eingeborenen als auch der Kolonialherren
betrachtet. Und: er verschont auch sich selbst mit seinem Sarkasmus nicht. Immer wieder
schreibt er von der geplanten Rückkehr nach England wägt das Hilfslehrerdasein in England
gegen das Leben in der Südsee auf und bleibt doch aus mangelnder Entschlossenheit und vor allem
aus Mangel an Geld: er schlägt sich durch als Dolmetscher am Gerichtshof der von Frankreich
und England gemeinsam verwalteten Kolonie als Landvermesser als Plantagenaufseher. Er bandelt
mit einer eingeborenen Frau an bekommt einen Sohn mit ihr an den er große Erwartungen knüpft
die ebenso zerrinnen wie seine Hoffnungen in der Südsee die Schönheit als solche zu finden. Sie
ist zum Greifen nah und haftet doch auch hier am Horizont. Mit literarischer Pointierung
entwirft Fletcher das Kolonial- und Eingeborenenleben und entwirft in seinen Briefen ein
einzigartig Werk der Tropenliteratur die an den Reisenden Rimbaud denken lassen: ehrlich
sarkastisch und vor allem poetisch.